BUCHREZENSION

Gelesen von: J.P. Loeff

Wer ein Buch über eine perfekte Waffe schreibt, es selbst heraus gibt und sowohl den Hersteller, seine Perfektion wie die seiner Waffen beschreiben will, muss entsprechenden Sachverstand beweisen. Es ist Veit Morgenroth, dem Autor und Freund von Willi Korth hiermit gelungen. In ein paar breiten verbalen Pinselstrichen bringt er ihn uns näher: Ein guter Mensch, ein Chaot, ein Techniker und ein Künstler. Nach dem Lesen dieses Buches, welches mit den oben genannten Schlaglichtern beginnt, hat der Leser das Gefühl, Willi Korth gekannt zu haben und zugleich einen Begriff davon zu haben, welches Ziel sich dieser Künstler in Stahl gestellt hatte: So gut wie nur irgend möglich einen Revolver, eine Pistole oder ein KK-Gewehr herzustellen. Die Revolver und die Pistolen, die die meisten von uns kennen, hat er in seiner eigenen Firma gemacht. Die KK-Gewehre und sein erster Gasrevolver wurden unter seiner Leitung in anderen Firmen hergestellt. Nach mehrmaligen Enttäuschungen in der Zusammenarbeit, beginnt Korth letztlich selbst Revolver zu bauen. Erst Gasrevolver, später dann Wettkampf- und Combat-Revolver im Kaliber .22 l.r. und .38 Spl. / .357 Magnum. Die Perfektionierung dauerte und erreichte in den sechziger und siebziger Jahren ein bislang unbekanntes Niveau. Von Mal zu Mal wusste er in den Jahren seine Revolver zu verbessern. Zuweilen waren es große Fortschritte, wie die Verriegelung an beiden Enden der Trommelachse oder seine famose Erfindung eines Rädchens, um einen glatten, regelbaren Druckpunkt beim Double-Action-Abzug zu erhalten. Manchmal sogar nur die Optimierung einer Schraube. In allen Fällen blieb die Qualität gleich, nur der technische Entwurf wurde verändert. Morgenroth hat das alles mit Zeichnungen und hervorragenden Fotos ausgestattet. Er entschuldigt sich am Anfang des Buches, dass er Details weggelassen hat, wenn z.B. bei einer Seriennummer eine Schlitzschraube durch eine Imbusschraube ersetzt wurde. Das ist beim Lesen des Buches nicht hinderlich. Das Buch enthält eine Übersicht der Anzahl der Revolver, die in einem bestimmten Jahr hergestellt worden sind, wo die Seriennummer zu finden ist und welche technischen Besonderheiten bestehen. Das geschieht ausgesprochen gründlich mit Grafiken vom Druckpunkt, inklusive dem einstellbaren Druckpunkt beim Double-Action-Abzug. Alle technischen Aspekte werden mit Zeichnungen belegt. Das ist deshalb so besonders, weil eine Zeichnung viel mehr Arbeit erfordert als ein Foto (und meistens mehr verdeutlicht). Nach den Revolvern beschreibt Morgenroth die ersten Pistolen. Korth hatte die ersten fünf Prototypen seiner Pistole selbst hergestellt. Danach hat er seine Fabrik aufgegeben (verkauft), was Morgenroth als "Nachfolgefirma" oder "GmbH" bezeichnet. Bei diesem Übergang endet auch das Buch. Es vollzieht damit den Titel "Willi Korth - Seine Waffen": Die danach waren nicht seine Waffen, die davor sehr wohl. Und zwischen den Waffen sitzen noch jede Menge Überraschungen, die wir Ihrer eigenen Entdeckerlust überlassen. Ein Beispiel: Worin besteht ein Zusammenhang zwischen Mauser und Korth? Es ist ein teures Buch, aber es geht auch um teure Waffen. Sieht man die Arbeit, die in dem Buch wie auch in den Waffen steckt, so sind beide das Geld mehr als wert. Mit diesem Buch hat sich Morgenroth mit annähernder Perfektion neben seinen Freund Korth gestellt.

WAPENFEITEN 1/2003, Seite 9

Übersetzung aus dem Niederländischen durch Rainer Andresen

 
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